Camino del Norte - ein l̶̶i̶̶v̶̶e̶-Reisebericht
Ein Blog über meine Reiseerlebnisse auf dem Camino del Norte (Küstenweg) entlang an Spaniens Nordküste - Start in Irun am 28.07.2010 bis zur Ankunft nach 857km am 25.08.2010 in Santiago de Compostela und anschließend weiter nach Finisterre und Muxia
Donnerstag, 9. September 2010
Zuhause
Ich bin jetzt schon seit 2 Tagen wieder zuhause. Komisch, wenn man sich wieder an den "Alltag" gewöhnen muss. Der letzte Tag in Barcelona war noch einmal wundervoll. Martin musste arbeiten - und ich habe seit langem mal wieder den Wecker ignoriert und "gesnoozed". Am späten Vormittag ging es dann mit der Metro nach Barcelona und zunächst zu Fuß vom Plaça de Catalunya durch die Stadt bis zur Sagrada Familia. Ein beeindruckendes Bauwerk - trotz der vielen Bauzäune und Kräne. Irgendwie mag ich Gaudi. Seine Bauwerke strahlen etwas lebendiges, bewegtes und organisches aus. Nur das Innere der Kirche habe ich mir erspart. Ein hoher Eintritt und lange Schlangen von Touristen - das musste nicht sein.
Danach ging es zu Fuß zum Parc Güell. Ein wunderschöner Park, in dem ich ausgiebig spazieren gegangen bin. Das beste dort ist es, Leute zu beobachten: Handtaschenhändler, die mit einem Seilsystem an ihrer Ware alles innerhalb von 2 Sekunden zusammenpacken können um vor der Polizei zu fliehen. Deutsche Touristen, die überlegen ob sie zu Burger King oder McDonalds gehen sollen, Musiker, Gaukler,... herrlich.
Nach dem Park ein Blick auf das GPS-Gerät: nur 6km bis zu Martin. Keine Distanz für einen (Ex-)Pilger. Doch schon kurz nachdem ich losgelaufen bin habe ich eine SMS von Anabel erhalten. Sie und Maria waren meine Begleiterinnen für die ersten Tage auf dem Camino und beide habe ich sehr ins Herz geschlossen. Beide wohnen in der Nähe von Barcelona und ich hatte Ihnen Bescheid gesagt, dass ich hier bin. Mit dem Treffen sollte es also doch noch klappen. Also Routenänderung und wieder zurück zum Plaça de Catalunya. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten (Das Einkaufszentrum, an dem wir uns treffen wollten gab es zweimal - und natürlich hat sich jeder das jeweils andere ausgesucht, um zu warten) hat es dann doch noch geklappt und wir haben uns ewig unterhalten. Wunderbar, die beiden noch einmal zu treffen.
Nach einem herzlichen Abschied ging es dann mit der Metro zurück zu Martin. Dort dann das nächste Highlight - das (sehr leckere) Essen stand schon auf dem Tisch und auch Freunde von Martin - Sergio und Cristina - waren zu Besuch. Ein schöner geselliger Abend, an dem wir viele Bilder angesehen und viel gelacht haben. Ich hoffe, Martin und Sergio kommen mich in Deutschland besuchen. Ihre Augen wurden immerhin ziemlich groß, als ich Ihnen von den fränkischen Bierwanderwegen erzählt habe ;)
Der Heimflug - diesmal mit Air Berlin - verlief von Barcelona "más o menos" problemlos. Aufgrund des Streiks in Frankreich mussten wir noch eine Stunde auf dem Rollfeld warten bis wir starten konnten. In Düsseldorf musste ich dann ziemlich schnell umsteigen, um den Flieger nach Nürnberg zu erwischen. Das Gepäck hat das natürlich nicht geschafft und wurde mir erst einen Tag später vom FLughafen nach Hause gebracht. Aber das sind ja Peanuts im Vergleich zu der Ryanair-Aktion. Auch in Barcelona hatte ich an der Abflugtafel wieder 3 annulierte Ryanair-Flüge erspäht. Diese FLuggesellschaft ist für mich mittlerweile wirklich das letzte.
Das war er also, der Camino. Ein herrliches Abenteuer, das ich jedem nur ans Herz legen kann. Landschaften, Menschen, neue Freundschaften, Emotionen, Sonnenbrände, Anstrengung, Entspannung, Meer, Berge, kläffende Hunde, Blasen, tolle Herbergen, nicht so tolle Herbergen, Supermarkt-Gourmet-Menüs, Sonnenuntergänge. Einfach ein unvergessliches Erlebnis. Peter hat einmal gesagt: Man braucht immer einen weiteren Camino, um über den letzten noch einmal richtig nachdenken zu können. Recht hat er. Ich habe mich jedenfalls anstecken lassen.
Bon Camino! Viele Grüße & vielen Dank an alle regelmäßigen Leser!!!
Sebastian
p.s. Alle Camino-Bilder sind in meinem Picasa-Webalbum zu finden.
Sonntag, 5. September 2010
Barcelona
Me and the best dog of the world ;) |
Freitag, 3. September 2010
Ryan-"Air"
Versuch 1 war die Bahn. Hier hatte ich noch eine 20% Rabattkarte. Da allerdings ausgebuchte Züge und ein wirklich absolut unfähiger Bahnmitarbeiter am Schalter aufeinander gestoßen sind war das nicht möglich. Einzige Option über Madrid - für über 160 Euro. Versuch 2 dann am Busterminal. Auch hier kein Bus nach Barcelona bis Sonntag, aber eine Alternative über Madrid. Nachdem die Karte schon gebucht war hat jemand am Schalter nebenan zwei Karten für den nächsten Tag zurückgegeben - klasse! Ich konnte also noch umbuchen, das ganze sogar 15 Euro billiger. Hauptsache irgendwie weg von hier.
Nachdem das Ticket gesichert war ging es zurück in die Stadt. In der Herberge "Seminario" habe ich mir ein Einzelzimmer gegönnt und bin dann ohne Gepäck weiter in die Innenstadt. Ein weiterer Abend in Santiago. Habe mich dann doch noch in die lange Schlange der Wartenden vor der Kathedrale eingereiht, um durch die heilige Pforte zu gehen und das Apostelgrab zu besuchen. Vielleicht läuft dadurch die Busfahrt reibungslos ab ;)
In der Stadt habe ich dann noch Matthias getroffen, den ich in Muxia kennengelernt hatte. Zusammen mit ihm und Miso aus Südkorea haben wir dann die leckersten Bocadillos auf dem gesamten Camino gekauft und diese vor der Kathedrale genüsslich verspeist. Ein doch noch sehr schöner Abschluss dieses Tages!
Jetzt ab in den Bus und 14 Stunden nach Barcelona... Bye
Donnerstag, 2. September 2010
Santiago Nights
Nach dem Anstehen am Gate dann die Durchsage (die mir freundlicherweise jemand übersetzt), dass der Flieger aufgrund des Wetters nicht starten kann und wir wohl erst einmal einen Bus nach Porto nehmen. Ja, und nun stehe ich hier in einer langen Schlange, habe mein Gepäck zurück und warte. Aber es gibt Hoffnung! In 5m kommt das Plakat "Your rights as passenger and where to complain". Positiv denken - das fällt ja nach diesem Camino nicht schwer. Vielleicht kann ich ja noch was sparen :)
Mittwoch, 1. September 2010
La Coruña
Um 7.30 Uhr war es dann soweit. Nach 35 Tagen Abstinenz habe ich erstmals wieder einen Fuß in ein Fahrzeug gesetzt - mit dem mulmigen Gefühl, das mein Körper mit Geschwindigkeiten über 6 km/h vielleicht gar nicht mehr zurechtkommt. Die Busfahrt war aber sehr entspannend. Am Horizont ständig Gewitter. Auch der Tag in A Coruna sollte eher regnerisch werden. Nach 2,5h Fahrt konnte ich glücklicherweise meinen Rucksack in der Gepäckaufbewahrungsstelle für stolze 0,74 Euro (ohne Zeitbeschränkung) abgeben und so den Tag ohne schweres Gepäck genießen. Zunächst war ein Wellnessprogramm angesagt. Nach 4 Wochen Camino war es Zeit für einen Frisörbesuch! Gesagt, getan, gleich besser gefühlt.
Das nächste Ziel war das 3,5km entfernte Aquarium - ein lockerer Spaziergang am Morgen ;) Das Aquarium war nett, aber den Eintritt von 10 Euro meiner Meinung nach nicht wert. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch die Stadt, der Verkostung von etlichen Leckereien und einem netten Gespräch mit einer älteren Corunianerin (für die ich dann Glückszahlen auf ihrem Lottoschein ankreuzen durfte) war es Zeit für die Weiterreise nach Santiago. Sitze jetzt hier wartend am Bahnhof und nehme den nächsten Zug (für 4,70 Euro) nach SdC. Dort noch Souvenirs kaufen, Essen, und dann schauen, ob heute Nacht am Flughafen ein paar Stunden Schlaf drin sind.
Nächste Meldung aus Barcelona ;)
Update: erfolgreich in Santiago am Flughafen angekommen! Santiago war noch einmal ganz nett heute, aber sehr viel weniger los als noch vor einigen Tagen. Hab sogar noch einmal Bekannte getroffen :) ein 17jähriger Österreicher (der scheinbar den ganzen Weg immer die gleichen Klamotten - ohne Waschen - anhatte) ist sogar erst heute angekommen.
Aquarium La Coruña |
Dienstag, 31. August 2010
Geschafft!
Der Sonnenuntergang in Muxía |
Die letzte Etappe ist geschafft! 30km von Finisterre nach Muxia - ein Kinderspiel. Nie war das Laufen einfacher. Und obwohl das gemeinsame Laufen schön ist und war habe ich diese Etappe ganz für mich alleine sehr genossen. Und das Laufen an sich vermisse ich jetzt schon. Sitze gerade auf der Dachterasse der Herberge, esse mein letztes "Pilgermahl" aus dem Supermarkt und schaue direkt auf das Meer. Herrlich.
Fader Beigeschmack heute: in der Herberge auf eine Deutsche getroffen, die anscheinend seit 4 Wochen nicht mehr geredet hat. Tia, das hab dann alles ich abgekriegt. Beschwerden über Beschwerden. krankheit, Fußprobleme, Ryanair, Geld, Männer, Alkohol. Ihr Hauptproblem war, dass die Spanier kein Deutsch und Englisch können. Armseelig, wenn man nach Wochen auf diesem Weg innerlich noch so drauf ist.
Der Abend am Heiligtum von Muxia war herrlich. Eine Spanierin, die meine Compostella aus Muxia in meiner Hand gesehen hat, wollte sich glatt mal mit einem "echten" Pilger fotografieren lassen. Wie gut, dass ich mir heute in stundenlanger Arbeit meinen 2-Wochen-Bart mal wieder rasiert habe ;)
Morgen früh geht es um 07:30 dann nach Coruna, wo ich das Aquarium Finisterrae besuchen möchte. Danach mit dem Zug wieder nach Santiago, ein paar Souvenirs kaufen und dann vemutlich am Flughafen übernachten. Wenn mit Ryanair alles klappt bin ich dann am 02.09. in Barcelona! Freue mich schon.
Die letzten Pilgergrüße von hier! Ab morgen schreibe ich dann als Tourist.
Sebastian
Montag, 30. August 2010
Fisterra sunsets :)
beautifull sunset @ fisterra |
Josephin ist heute nach Porto weitergefahren. Immer wieder komisch, wenn man Goodbye zu Leuten sagen muss, mit denen man so lange unterwegs war. Ich werde eine Nacht in Muxia bleiben und am naechsten morgen weiter nach A Coruna fahren, um dort das Meeresaquarium zu besuchen. Morgen also der letzte Lauftag - ich werde alleine starten und die letzte Etappe noch einmal geniessen. Wettervorhersage: bewoelkt... ich hoffe der Poncho kommt nicht noch einmal zum Einsatz.
Viele Gruesse
Sebastian
Sonntag, 29. August 2010
Finisterre!
Nach meiner humpelnden Ankunft habe ich in der Herberge von Finisterre erst einmal die "Finisterrana" bekommen, die Urkunde für den Weg von Santiago nach Finisterre. Danach Bett beziehen und ab zum Strand. Ich habe heute das erste mal seit ich spanischen Boden betreten habe im Meer gebadet! Und das bei wunderschönem Wetter. Was will man mehr.
Das weitere Programm für heute: Duschen, den Fuß in Voltaren baden, Essen, Wein kaufen und dann endlich weiter zum Kap Finisterre (3,5km - finis terrae für die Lateiner) um dort wirklich am Ziel der Reise anzukommen. Dort dann bei einer Flasche Rotwein den Sonnenuntergang genießen und langsam anfangen, den nächsten Weg zu planen ;)
Viele Grüße aus der Sonne!
sebastian
(update: schon alles erledigt und auf dem weg zum kap)
Donnerstag, 26. August 2010
Heute mal Lauf- und Rucksackfrei: Santiago & die Compostella
Kathedrale von Santiago |
Das Highlight der Messe war ohne Zweifel das Schwenken des riesigen Weihrauchkessels am Ende der Messe. Da ich keinen Sitzplatz bekommen habe war der Rest ohne Fruehstueck und nach der langen Santiago-Nacht eher langweilig.
Morgen frueh geht es also endlich nach Finisterra! Die letzten 90 km, die ich zu Fuss gehen werde. Habe heute auch einen Flug nach Barcelona gebucht - Bus und Bahn waren viel teurer und die Fahrt haette auch viele Stunden mehr gedauert.
Soweit viele Gruesse aus Santiago - wo es heute (klar, wir hatten ein gutes Zimmer) den ganzen Tag geregnet hat.
Meine Kompostela Damit es schön lateinisch klingt wird an alle Namen ein -us oder -um angehängt ;) |
Santiago
Fast geschafft... |
So. Nun bin ich also angekommen. Nüchtern betrachtet ist Santiago nicht der Hit. Alkohol hat auch nicht viel geholfen. Zumindest konnten wir Peter helfen, der mit in unserem Doppelzimmer übernachtet. Seine Herberge war bereits geschlossen als wir aus der letzten Kneipe zu unserem Hotel gelaufen sind und er war mehr oder weniger mittellos auf der Straße.
Die heutigen 41km waren einfach wie nie. Sind um 07:30 gestartet und waren nach dem Run auf der Pilgerautobahn (Camino frances) und einer Stunde Mittagspause gegen 16 Uhr in Santiago. Nachdem alle Herbergen voll waren haben wir über die Tourist information ein günstiges Doppelzimmer gefunden. 15 Euro pro Person. Das ist ok. Auch wenn wir nun zu dritt hier schlafen.
Die Kathedrale in der untergehenden Sonne war sehr eindrucksvoll. Auch das Essen war lecker. Morgen früh holen wir erst einmal unsere Kompostela ab. Danach Frühstück, Postkarten, Sightseeing :) Übermorgen früh geht es dann die 93km weiter nach Finisterre.
Viele Grüße aus Santiago!
Die letzten 5 km - voller "Tagespilger" und Bustouristen |
Der Einmarsch in Santiago - eine sehr unspektakuläre Vorstadt |
Die Kathedrale im Sonnenuntergang |